Digitales Planungstool
Bitte zu Tisch!

Die Planung von Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung gelingt, wenn alle Akteure an einem Tisch zusammenkommen. Besser noch: am digitalen Planungstisch. Zusammen mit den Berliner Wasserbetrieben haben wir einen Prototyp entwickelt.

28. Februar 2022
Digitaler Planungstisch
Herausforderung dezentrale Straßenentwässerung

Mit der Entscheidung des Landes Berlin, Regenwasser nicht mehr abzuleiten, sondern vor Ort zu bewirtschaften, wird die Planung von Straßen komplexer. Schon jetzt sind Anforderungen und Nutzungsdruck bei Neubau und Sanierung hoch. Fahrbahnen für Autos und Fahrräder, Fußgängerwege, Parkplätze, Grünstreifen etc. sind zu berücksichtigen. Hinzukommen sollen nun Versickerungsanlagen, die das Regenwasser oberirdisch zurückhalten, versickern und verdunsten lassen.

 

 

Partizipative Planungsprozesse als Lösung

An der Planung von Straßen und Plätzen sind zahlreiche Akteure bei den Bezirken, den Senatsverwaltungen und den Berliner Wasserbetrieben beteiligt. Lösungen für das Thema Regenwasser zu entwickeln gelingt am besten dann, wenn all diese Akteure an einem Tisch zusammenkommen, Bedarfe gemeinsam abwägen und im besten Fall bei der Flächenaufteilung in Einklang bringen bzw. Synergien herstellen. Zu diesem Ergebnis kommt die verwaltungsübergreifende Arbeitsgruppe Neuausrichtung Straßenentwässerung (siehe auch Infobox unten).

Ein digitaler Planungstisch sorgt für Transparenz, Effizienz und Kreativität

Um den partizipativen Planungsprozess zu unterstützen sind die Berliner Wasserbetriebe und die Berliner Regenwasseragentur einen Schritt weitergegangen und haben zusammen mit einem Spezialisten für Multi-User-Systeme einen Prototyp eines digitalen Planungstisches entwickelt. Auf einem großen Multitouch Display können die Akteure interaktiv Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung planen und bewerten.

 

Die Funktionen des Tischs orientieren sich am Vorgehen im Planungsprozess. Die Akteure können Entscheidungsgrundlagen ermitteln, indem sie auf wichtige Datenbanken wie zum Beispiel die Geodaten des Landes Berlin zugreifen können. Der Planungstisch ermöglicht es zudem Planungsziele festzulegen, Varianten für die Umsetzung anzulegen und im Kreis der Anwesenden zu bewerten. Eine Protokollfunktion hält die Ergebnisse für alle Akteure fest.

Erweiterung von Anwendungsfällen und Funktionen

Wie es mit dem Planungstisch weitergeht, ist offen. Klar ist, dass der Prototyp erst einmal zur Unterstützung der Praxis stärker in die Anwendung kommen soll. Ideen zur Weiterentwicklung gibt es viele. So könnten weitere Anwendungsfälle wie zum Beispiel die Beratung von Grundstückseigentümer:innen oder die Planung von neuen Quartieren hinzukommen. Eine Webversion könnte entwickelt werden. Und neben einzelnen Vorhaben könnte auch das Potenzial zur Abkopplung ganzer Gebiete mit Hilfe des Tischs bewertet werden.

AG Neuausrichtung Straßenentwässerung

Die vielen Sanierungsvorhaben von Straßen und Plätzen in Berlin stellen wichtige Gelegenheitsfenster dar, um die Abkopplung von Flächen – sprich die Bewirtschaftung des Regenwassers vor Ort anstatt der Einleitung in die Kanalisation – im Bestand zu prüfen. Deshalb wurde 2018 die Arbeitsgruppe »Neuausrichtung Straßenentwässerung« gegründet.

 

Unter der Leitung der Berliner Wasserbetriebe und der Berliner Regenwasseragentur bringen sich Vertreter:innen der Tiefbauämter sämtlicher Berliner Bezirke sowie der Bereiche Wasserwirtschaft, Wasserbehörde und Verkehr der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt ein.

Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich in Workshops mit repräsentativen Planungsvorhaben und innovativen Lösungen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Ziel ist es, Umsetzungspotenziale zu bewerten, Nutzungsanforderungen gemeinsam abzuwägen, gute Lösungen zu finden und in andere Projekte weiter zu tragen sowie die bestehenden Straßenbau- und Entwässerungsstandards weiter zu entwickeln.

 

Wichtige Themen dabei sind außerdem die Verhältnismäßigkeit von technischem und wirtschaftlichem Aufwand sowie die Verständigung zu Finanzierung und Betrieb.